Kneipe, Kultur und Politik

Links und lecker: Die Frauenstraße 24.

Wer den Schankraum der KulturKneipe Frauenstraße 24 betritt, dem fällt sofort das große Wandbild ins Auge, auf dem der Maler Gerd Meyerratken Anfang der 1970er die damaligen Besetzer des Hauses verewigt hat. Dem KulturVerein, der in der F24 wirkt, ist das Bild teuer, nicht nur wegen seines künstlerischen Werts: Es symbolisiert den Anspruch dieses Kulturortes, Kultur und Politik für eine Veränderung nach links zusammenzubringen.

Foto Fassade F24
Außenansicht (Foto: Celine Schmidt, Münster)

Die Trennung von Kneipe und KulturVerein vor einigen Jahren war in der linken Szene umstritten. Während die ein weiteres alternatives Projekt verlorengehen sahen, argumentierten die anderen mit den harten wirtschaftlichen Realitäten. Seitdem wird die Kneipe als GmbH betrieben, während die Kulturarbeit durch einen gemeinnützigen Verein veranstaltet wird. Und beide sind weiter deutlich präsent mit einem multikulturellen und linken Anspruch. Das ist keine Selbstverständlichkeit für eine Einrichtung, die sich nur sporadisch über wenige Euros aus öffentlicher Förderung freuen darf, aber eigentlich zu 99 Prozent auf eigenen finanziellen Füßen steht.

 

Dass die Qualität des gastronomischen Angebots dabei eine Rolle spielt, weiß jeder, der schon einmal versucht hat, an einem normalen Wochenabend ohne Reservierung einen Tisch zu bekommen. Aber was ist mit der Kulturarbeit?

Mit Ausnahme der Sommermonate und des Dezembers finden in der F24 pro Monat vier bis sieben Veranstaltungen statt, die allesamt ehrenamtlich organisiert werden. Darunter sind Konzerte und Kabarett, offene Folktreffs, Improtheater, Ausstellungen einschließlich derer Vernissagen, Lesungen, Vorträge, Diskussionen und kleine Festivals, die unterschiedliche Genres präsentieren.

Foto Gemälde F24 Besetzer*innen
Wandbild (Foto: Celine Schmidt, Münster)

Ein Blick auf den Monat Mai zeigt exemplarisch das Spektrum: Am 1. Mai beginnt das Monatsprogramm mit einem Liedernachmittag zu Arbeiterliedern. Am 6. Mai folgt eine Lesung zum 200. Geburtstag von Karl Marx. Am folgenden Abend, 7. Mai, spielt die Folkgruppe „Ticket To Happiness“ Songs ihrer gerade erschienen CD. Am 13. Mai gibt es – passend zum Katholikentag Plus – einen Vortrag von Bruno Kern zum Thema „Marx, die Christen und die Linke heute“. Am 15. Mai dann das dritte Konzert aus der Reihe „Musik der Völker“. Am 26. Mai wird die neue Ausstellung zum Kampf gegen Gewalt gegen Frauen in Argentinien eingeweiht, „Ni una menos“. Am Sonntag darauf, dem 27., spielt das Improtheater seine „Impro Shorts“.

Also: Die F24 will linke Kultur bieten, aber auch Freiraum für Experimentelles und Newcomer aus Münster und der Umgebung bieten. Mit der Reihe „Musik der Völker“ wird schließlich ganz bewusst auch ein Beitrag zum aktiven Kennenlernen der Musikkulturen von Migranten in Münster geleistet.

Orcun am Mischpult
Orcun am Mischpult (Foto: Celine Schmidt, Münster)

Getragen wird die Kulturarbeit vom KulturVerein und seinen aktiven, dem Vorstand und der Kultur-AG. Bei einem solchen Programm gibt es natürlich sowohl planerisch als auch operativ jede Menge zu tun. Daher sind Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die bereit, langfristig Verantwortung für die Programmarbeit zu übernehmen, extrem gern gesehen – ob für das Musikprogramm oder für die Ausstellungen. Ein offenes Ohr gibt es jederzeit auch für Gruppen, die auftreten oder in Kooperation mit dem Verein Veranstaltungen durchführen wollen.

Autor*in
jh